Medizinethik


Die medizinische Ethik setzt sich mit moralischen Fragen in Bezug auf menschliche Gesundheit und Krankheit auseinander. Sie lässt sich in weitere Disziplinen untergliedern, wie etwa Ärztliche Ethik, Pflegeethik, Ethik des Gesundheitswesens und medizinische Forschungsethik.

Übersicht der Medizinethik

Der nach Hippokrates benannte Eid, der von viele Ärzten heute noch abgelegt wird, stellt eine ethische Grundlage im Berufsfeld des Arztes dar. Er beinhaltet unter anderem die ärztliche Schweigepflicht, das Gebot keinem Kranken Schaden zuzufügen und alle Patienten ungeachtet von Alter, Religion, Geschlecht oder Herkunft mit derselben Sorgfalt zu behandeln.

Da aber die "Richtigkeit" der Ethik sehr wohl von verschiedenen moralischen Anschauungen abhängig ist, stellt sich die Frage: Wer entscheidet, was ethisch korrekt ist?"

Hier gibt es verschiedene Lösungsansätze:
  • Diktatorisch: Der Arzt allein entscheidet von oben herab was seiner Ansicht nach für den Patienten am besten ist.

  • Quirliges Nebeneinander: Es entscheidet derjenige, der "am lautesten schreit"

  • Tradiert - Intuitiv: Entscheidungen stützen sich auf religiöse Hintergründe bzw. auf ein kollektives Unterbewusstsein.

  • Konsensuell - demokratisch: Entscheidungen werden in Gremien bzw. in einer Ethikkommission getroffen

Die Entscheidungsfindung nach dem konsensuell-demokratischen Prinzip ist heutzutage sicher die am weitesten verbreitete. Wichtige Punkte bei diesem Prinzip sind das Autonomieprinzip des Patienten und das Fürsorgeprinzip.

Das Autonomieprinzip besagt, dass am ansprechbaren Patienten keine Behandlung durchgeführt werden darf, welcher der Patient nicht zugestimmt hat. Anwendung findet es zum Beispiel bei Religionsgemeinschaften, die keine Bluttransfusion wünschen. Lehnt ein Angehöriger einer solchen Religion die Bluttransfusion ab, darf auch keine durchgeführt werden. Das Autonomieprinzip entfällt sobald der Patient ohne Bewusstsein ist und Lebensgefahr für ihn besteht.

Das Fürsorgeprinzip beinhaltet, ähnlich dem Hippokratischen Eid, das Herbeiführen des Guten und die Vermeidung des Schädlichen für den Patienten.

Zusammenfassen lassen sich diese Punkte in der Vier-Prinzipien-Ethik:
  1. Respekt des Selbstbestimmungsrechts
  2. Schadensvermeidung
  3. Fürsorgeverpflichtung
  4. Gerechtigkeit

Unweigerlich entsteht dadurch auch eine Eigenverantwortung für den Patienten in Form einer wechselseitigen Informationspflicht.
Vergleiche:
Martin Amerbauer, Erste Schritte in der Philosophie
Edgar Morscher, 2002, Was ist und was soll die medizinische Ethik?, Universität Salzburg
Sedivy, 2007, Der zur Schau gestellte Mensch, Springer-Verlag, Wiener Medizinische Wochenschrift
Sedivy, 2007, Ethik in der Medizin. Und im Krankenhaus?, Springer-Verlag, Wiener Medizinische Wochenschrift